Das atopische Ekzem ist die häufigste entzündliche Erkrankung der Haut in den Industriestaaten, 5–20 % der Kinder und 1–3 % der Erwachsenen sind betroffen. Von den ursprünglichen Betroffenen sind im Erwachsenenalter bis zu 70 % beschwerdefrei.
Warum das atopische Ekzem in den letzten 100 Jahren immer häufiger beobachtet wird, ist noch nicht geklärt. Möglicherweise sind die Ursachen in einer zunehmenden Hygiene und dem vermehrten Konsum von nicht heimischen und ultraprozessierten Lebensmitteln und daraus folgenden Veränderungen des Mikrobiom des Darms zu suchen. Sicher ist, dass es eine genetische Veranlagung und eine Häufung in bestimmten Familien mit Allergien, Neurodermitis und Asthma (allesamt Erkrankung des atopischen Formenkreises) gibt.
Erhebliche Einschränkungen
Für die Betroffenen kann die Erkrankung mit einem enormen Leidensdruck verbunden sein. Zum einen kann der Juckreiz so quälend und unablässig sein, dass der Schlaf eingeschränkt ist. Zum anderen ist neben dem sich nicht wohl in der eigenen Haut fühlen, die Haut in ihrem roten, verschwollenen und aufgekratzten Zustand für viele Patienten nichts, mit dem sie unbeschwert unter die Menschen gehen. Die Erkrankung ist sehr offensichtlich. Schulmedizinisch stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, die die überschießende Entzündung der Haut unterdrücken. Häufig heilen die Medikamente die Erkrankung nicht und sie kann nach Absetzen der Medikamente wieder aufflammen.
Abhilfe durch chinesische Arzneikräuter
Wenn die westlichen dermatologischen Behandlungsansätze nicht ausreichend greifen oder zu viele Nebenwirkungen haben, kann die Chinesische Medizin noch einmal andere Möglichkeiten eröffnen. Vor allem die chinesischen Arzneikräuter bieten eine Vielzahl von potent entzündungshemmenden, antiallergischen und auf das Immunsystem wirkenden Substanzen. Ihre Wirkung und die Interaktion der Stoffe untereinander sind über viele Jahrhunderte erprobt und werden aktuell immer genauer auch nach westlichen Standards erforscht.
Behandlung individuell und phasenabhängig
Die Behandlung von Hauterkrankungen erfordert ein erhebliches Spezialwissen, da es zu Beginn vor allem darauf ankommt, die Erkrankung nach chinesischen Diagnosekriterien richtig zu klassifizieren. Deshalb steht am Anfang der Behandlung eine ausführliche Anamnese, in der ich meine Patienten auch vieles frage, was scheinbar nicht im Zusammenhang mit der Hauterkrankung steht. Wieviel Hitze oder sogar toxische Hitze, Wind und Feuchtigkeit liegen vor? Wie ist die grundsätzliche Konstitution des Patienten? Im weiteren Verlauf verändere ich die anfängliche Arzneimittelrezeptur immer mehr dahingehend weniger „antientzündlich“ zu sein, sondern die Konstitution so zu harmonisieren und zu stärken, dass die Anfälligkeit für weitere atopische Schübe gesenkt oder im Idealfall sogar vollkommen stabilisiert wird. Dieses Konzept der Konsolidierung, mit dem die TCM schon seit Jahrhunderten arbeitet, gerät in der modernen Forschung auch immer stärker in den Fokus. Hauterkrankungen sollten also von einem speziell dafür ausgebildeten TCM-Arzt mit viel Erfahrung und nicht mit Standardmischungen behandelt werden, um den bestmöglichen Erfolg dieser Methode zu erzielen.
Im Idealfall langfristig
Bildlich gesprochen soll also nicht nur ein brennendes Haus (die entzündete Haut) von der Feuerwehr mit Wasser (antientzündliche Medikation) gelöscht werden, sondern im Verlauf der Behandlung muss das Haus aufgeräumt und wieder bewohnbar gemacht werden. Oder ein anderes Bild wäre das man nicht nur in einen kochenden Topf (entzündete Haut) ein großes Coolpack (antientzündliche Medikation) wirft, sondern sich auf die Suche nach dem Herdschalter begibt.
Akupunktur und Ernährungsberatung begleitend
Bei dem Atopischen Ekzem steht in der TCM tatsächlich die Behandlung mit individuell angepassten und sich im Lauf der Behandlung wandelnden Arzneikräutern im Vordergrund. Unterstützend berate ich meine Patienten auch bezüglich ihrer Essgewohnheiten und behandele sowohl die akuten Beschwerden als auch die Konstitution mit Akupunktur. Bei vielen Patienten sind auch geeignete Entspannungstechniken eine hilfreiche Ergänzung und können einen weiteren Teil zur Besserung der Beschwerden beitragen.