Eigentlich ist eine Blasenentzündung im Zeitalter der Antibiotika eine harmlose Sache – eine Tablette und alles ist wieder gut? Für die eine Hälfte der zumeist weiblich Betroffenen stimmt das. Für die andere Hälfte der Frauen wiederholt sich die Blasenentzündung jedoch innerhalb eines Jahres, in schlimmeren Fällen sogar mehrmals. Inzwischen weiß man, dass die verantwortlichen Bakterien, meistens vom Stamm E. coli, sich in solchen Fällen zwischen den Zellen der Harnblasenschleimhaut dauerhaft eingenistet haben, um sich bei geeigneten Bedingungen ( z. B. Kälte, Stress, Sex) wieder zu vermehren.
Aus dem Blickwinkel der chinesischen Medizin ist eine akute Blasenentzündung in der Regel ein Zustand von Hitze, Feuchtigkeit mit einem eingedrungenen pathogenen (krankmachenden) Faktor. Die chinesische Diagnose Hitze lässt sich in diesem Fall mit der westlichen Entzündung gleichsetzen und beschreibt schön die Körperempfindungen bei einer Cystitis: Brennen im Unterleib, Schmerzen wie Feuer.
Für die Therapie verwende ich passende kühlende, trocknende und den pathogenen Faktor ausleitende Kräuter und behandele die entsprechenden Funktionskreise gleichzeitig mit Akupunktur. Die westliche antibiotische Therapie ist aus chinesischer Sicht sehr kühl und feucht, und behandelt somit zwar sehr erfolgreich die Hitze, allerdings ohne zu trocknen und das Pathogen (also das das Bakterium E. coli) auszuleiten. Durch die Antibiotika wird der Funktionskreis Blase immer kühler und feuchter und dadurch in der Folge sogar anfälliger für einen erneuten Infekt. Das heißt, wenn der Körper sich nach einer antibiotischen Therapie nicht selber ausreichend reguliert, verbleiben Feuchtigkeit, Kälte und der pathogene (krankmachende) Faktor im Funktionskreis Blase. Um bei nächster Gelegenheit wieder Ärger zu machen. Und so beschreiben die westlichen und östlichen Konzepte die akute Blasenentzündung, obwohl sie andere Worte benutzen, überraschend ähnlich.
Wenn Sie zu mir mit chronischen Blasenentzündungen kommen, rezeptiere ich Ihnen eine chinesische Akutmedizin, die sie bei sich im Hause haben, um einen erneuten Infekt schnell ausleiten zu können. Eine begleitende konstitutionelle Behandlung mit chinesischen Kräutern und Akupunktur hilft, die zu Grunde liegende Anfälligkeit in diesem Bereich abzubauen und den Teufelskreis aus sich wiederholenden Antibiotikagaben zu durchbrechen. Aus Sicht der chinesischen Medizin auch auf lange Sicht eine gut behandelbare Erkrankung.