Juni 2018

Haarausfall

Hilfe durch die Chinesische Medizin

An eine Patientin mit heftigem Haarausfall kann ich mich sehr gut erinnern: in ihrem Aufnahmebogen gab sie mir den rot unterstrichenen Auftrag: Bring the beauty back!

Und tatsächlich verbinden wir volles, glänzendes Haar mit Jugend, Schönheit und Vitalität. Wenn die Haare vermehrt ausfallen, ist das für die meisten Menschen eine große Belastung. Das tägliche Greifen in die Haare, Kontrollieren der Bürste und des Spülbeckens wird zu einem ängstlichen Ritual. Wie lange soll das noch gehen, fragen sich die Betroffenen schockiert. Und was sind die Behandlungsoptionen? Und wie ist es mit den Nebenwirkungen der westlichen hormonellen Behandlung?

Alopezie hat ganz unterschiedliche Gesichter

Wenn Sie zu mir in die Praxis kommen, um Ihren Haarausfall mit Chinesischer Medizin behandeln zu lassen (es kann diffuser Haarausfall, kreisrunder Haarausfall oder androgenetischer Haarausfall sein), so erörtere ich mit Ihnen genau, welche Medikamente eingenommen werden, ob es vermehrte Schadstoffbelastungen gibt, wie die Ernährung und das Schlafverhalten sind und wie hoch Ihr Stresspegel ist. Bei Frauen ist dem Ablauf des Menstruationszyklus die größte Bedeutsamkeit zuzumessen. Welche Blutuntersuchungen wurden schon vorgenommen? Wie sehen die Haare der Familienmitglieder aus, u.ä.m.?

Letztlich interessieren mich die gesamte körperliche Verfassung und Lebensumstände meines Haarausfall-Patienten, um ihm bestmöglich helfen zu können. Wenn die Diagnose mithilfe der Anamnese und Zungen-und Pulsdiagnostik gestellt ist, kann eine für die individuelle Situation maßgeschneiderte Therapie beginnen.

Individuelle Hilfe

Die chinesische Medizin ist reich an Bildern. Den Haarausfall kann man am ehesten mit einem Getreidefeld vergleichen, auf dem wenig gedeiht. Für ein üppiges Kornfeld braucht man eine nährstoffreiche, fruchtbare und feuchte Erde. Bei Hitze Trockenheit und ausgelaugtem Boden kann nichts wachsen.

So ist die Therapie des Haarausfalls „zur Bereitung des guten Bodens“ in der Regel längerfristig, Sie sollten sich auf einen Zeitraum drei Monaten einstellen, in dem sie je nach individueller Diagnose unterschiedlich intensiv mit chinesischen Heilkräutern (die je nach Befund mehr nähren, kühlen, befeuchten oder Blockaden beseitigen) behandelt werden, lokale Anwendungen der Kopfhaut bekommen und akupunktiert werden. Die Akupunktur oder Behandlung mit Pflaumenblütenhämmerchen ist bei einigen Formen des Haarausfalls besonders wichtig, bei anderen steht die Kräutertherapie ganz stark im Vordergrund. Meistens ist es auch sehr hilfreich, die Ernährungsgewohnheiten anzuschauen. Wenn das tägliche Essen nicht die Nährstoffe hergibt, um die Haarwurzeln zu kräftigen, so ist da zu korrigieren. Wenn der Darm durch ungeeignete Nahrungsmittel so irritiert wird, dass er die Nährstoffe nicht aufnehmen kann, so ist auch da ein Ansatzpunkt. In der chinesischen Medizin gehört das Haar zu den Ausdrucksformen des Yin-Aspekts und die beste Weise, das Yin zu pflegen und zu regenerieren ist Schlaf!

Fallbeispiel

Bei der oben genannten Frau war nach zwei Monaten zu merken, dass der Haarausfall aufgehört hatte und vermehrtes Flaumhaar spross. Neben der Akupunktur und Einnahme von chinesischen Kräutertees hatte sie Milchprodukte von ihrem Speiseplan gestrichen und mit Qigong angefangen. Wir beendeten die Therapie nach vier Monaten  und als sie ein Jahr später wegen einer anderen kleinen Sache wiederkam, war ihr Haar ungefähr bei 90% des Niveaus vor dem Haarausfall.